Wenn ich gefragt werde: „Was machst du beruflich?“, und ich antworte: „Ich bin Layouterin. Hauptsächlich gestalte ich Bücher.“, ist mein Gegenüber meistens völlig überfordert.
Die Berufsbezeichnung Layouter bzw. Layouterin ist ein Thema für sich, das ich in einem früheren Blogpost bereits kommentiert habe. Bleibt die Buchgestaltung.
Warum sich so viele Menschen so wenig darunter vorstellen können, ist mir nicht ganz klar. Denn im Grunde spricht der Name für sich. Um etwas Transparenz in den Begriff zu bringen, ist es vielleicht hilfreich, den Ablauf eines Buchprojekts zu schildern.
Vorab: Nein, ich schreibe die Bücher nicht selbst (auch das werde ich regelmäßig gefragt).
Möchte ein Autor ein Buch veröffentlichen, wendet er sich – sofern er nicht selbst publizieren möchte – an einen Verlag. Sind sich beide Parteien einig, ist es die Aufgabe des Verlags, das Manuskript in eine ansehnliche und druckbare Form zu bringen (auch Herstellung genannt), um das fertige Buch möglichst gewinnbringend auf den Markt zu bringen. Die Herstellung übernehmen häufig externe Dienstleister. Und genau hier komme ich ins Spiel.
Auch so kann ein Manuskript aussehen, das im ersten Schritt digital erfasst werden muss.
Dies kommt jedoch (zum Glück) eher selten vor.
Erreicht mich eine Anfrage, werden bereits im Vorfeld sämtliche Details angesprochen: Wie viele Seiten sind geplant? Liegen Manuskript und Abbildungen in digitaler Form vor? Müssen Grafiken erstellt werden oder werden sie separat geliefert, z. B. von einem technischen Zeichner? Müssen Bilder bearbeitet werden? Gibt es mathematische Formeln? Hat der Autor bereits Angaben zum Design gemacht? Wird das Buch in einer Reihe mit feststehendem Layout veröffentlicht oder muss ein komplett neues Layout erstellt werden? Gibt es Besonderheiten, z. B. ein ausklappbares Register oder eine Schülerversion ohne Lösungen?
Dieses Werk erschien in Form eines Ordners für Schüler an Berufsschulen, für die Lehrer wurde ein separates Lösungsbuch erstellt. Das Layout umfasste neben der Farb- und Schriftgestaltung auch einen Kopfteil mit Rubrikenlogo, zudem sollte es ein Fingerregister geben. Der anschließende Satz inkl. mathematischer Formeln dauerte etwa sechs Monate.
Sobald alles geklärt ist und mir alle benötigten Daten vorliegen, erstelle ich bei Bedarf ein bis zwei Layout-Vorschläge (Entwürfe). Dabei wird der Seitenaufbau festgelegt, weiterhin die Schriften, Schriftgrößen, Zeilenabstände, Farben, die Position der Seitenzahlen, der Kolumnentitel (Texte, z. B. Kapitelangaben, die nicht direkt zum Inhalt gehören), ggf. Marginalspalten oder Fingerregister etc. – abgestimmt auf die Zielgruppe und passend zum Inhalt des Manuskripts.
Erfolgt die Freigabe des Layouts, beginne ich anschließend mit dem Satz. Das bedeutet, dass das Manuskript Seite für Seite mithilfe eines Layoutprogramms (in meinem Fall mit InDesign der Firma Adobe) nach den festgelegten Layout-Richtlinien in ein druckbares Buch umgesetzt wird.
Hin und wieder müssen komplexe Grafiken erstellt werden. Hier ist exaktes Arbeiten und ein einheitlicher Stil gefragt.
„Ist das nicht langweilig?“
Nein.
Schließlich kann ich bei Büchern ausleben, was bei sonst kaum einer Drucksache möglich ist – allem voran das Wissen um den korrekten Aufbau eines Buchs (war Ihnen bewusst, dass die ungeraden Seitenzahlen immer auf der rechten Seite stehen müssen?). Mich reizt die Anmutung von Schrift, das konzeptionelle Arbeiten, der Umgang mit typografischen Feinheiten bis hin zu kleinsten Details, die Farbgestaltung, Bildbearbeitung und Illustration, das zielgruppengerechte Gestalten und das Erstellen gut lesbarer Texte bei einer optimalen Anzahl der Zeichen pro Zeile. Auch beim mathematischen Formelsatz gilt es einiges zu beachten (wussten Sie, dass Variablen immer kursiv geschrieben werden?). Es begegnen einem Schusterjungen, Hurenkinder und Zwiebelfische oder Begriffe wie Dedikation, Vorsatz, Brottext und Titelei. Nicht selten fungiere ich während des Projekts als Medienberaterin und/oder Korrektorin und muss darauf achten, die Abläufe termingerecht und gut strukturiert zu organisieren. Schließlich handelt es sich nicht um einen zweiseitigen Flyer, sondern um ein oft mehrere hundert Seiten dickes Buch.
Nein, das ist wirklich nicht langweilig.
In einem professionellen Satzprogramm werden Texte, Grafiken, Bilder, Formeln und Tabellen zu einem Gesamtwerk zusammengefügt.
Ist das Buch fertig gesetzt, schicke ich die Daten oder Ausdrucke zur Korrektur an den Verlag bzw. an den Autor. Je nach Qualität des Manuskripts gibt es einen bis mehrere Korrekturdurchgänge.
Sind alle Korrekturen abgeschlossen und ist die Freigabe erfolgt, erstelle ich die Druckdaten. Diese werden – je nach Anforderung in Verbindung mit einem inhaltlich verbindlichen Ausdruck – an eine durch den Verlag ausgewählte Druckerei geschickt. Damit ist mein Part in der Regel abgeschlossen.
Etwa drei bis vier Wochen später werden die Bücher geliefert und ich erhalte ein kostenloses Belegexemplar. Ein großartiger Moment, bei dem man viele Monate Arbeit in den Händen hält (üblich sind etwa 5-6 Monate bei Lehrbüchern im Bereich der Aus- und Weiterbildung von der Anfrage bis hin zum fertigen Exemplar). Zudem ist das Projekt bis zu einer eventuellen Neuauflage erst einmal abgeschlossen – eine Tatsache, die ich bei Onlinemedien oft vermisse.
Je nach Verlag erscheint die eigene Mitarbeit sogar im Impressum. Eine Tatsache, die man auch im Blick auf die Eigenwerbung nicht unterschätzen sollte.
Die Buchgestaltung für die Verlage umfasst etwa 80 bis 85 % meiner Arbeit. Der Ablauf bei Handbüchern ist ähnlich, mit dem Unterschied, dass sich die Firmen, die auch die Autoren stellen, direkt an mich wenden; die Dokumente, die im Corporate Design des Unternehmens gestaltet werden, werden meist intern eingesetzt. Wer zu den anderen Bereichen Fragen hat, darf sich gerne und jederzeit bei mir melden.